Es war einmal …
Zum Ende des 19. Jahrhundert beginnt in allen größeren Städten in Deutschland der Siegeszug der Straßenbahn. Bielefeld gehört nicht zu den Vorreitern. Aber am 20. Dezember 1900 fährt die erste „Elektrische“ auf der ersten Bielefelder Straßenbahnlinie von Schildesche nach Brackwede. Schon wenige Monate später wird die Linie im 7,5-Minuten-Takt bedient. Bereits 1902 wird die zweite Straßenbahnlinie vom Hauptbahnhof nach Sieker in Betrieb genommen.
„Es war einmal eine Zeit, da hatten die Menschen noch keine Autos, bis auf einige wenige. Die Menschen waren trotzdem mobil, sie gingen zu Fuß, fuhren mit dem Rad, der Eisenbahn, dem Bus oder der Straßenbahn.“ So könnte die Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Bielefeld beginnen. Bis in die 1960er Jahre hinein spielen Busse und Straßenbahnen die entscheidende Rolle bei der Sicherung der täglichen Mobilität fast aller Menschen in Bielefeld.
Die rasante Entwicklung, die letztlich nur möglich war, weil es die Konkurrenz durch das Auto nicht gab, hat moBiel in einer spannenden Chronik dokumentiert:
1902 sind im Deutschen Reich ca. 4700 Kraftfahrzeuge zugelassen, Nutzfahrzeuge eingeschlossen. So viele PKWs gibt es heute z.B. allein im Ortsteil Quelle.
Die Zahl der Kraftfahrzeuge nimmt in den Folgejahren stark zu. Die Schallmauer von einer Million wird aber erst im Jahr 1929 durchbrochen. Dabei machen die Nutzfahrzeuge (Busse und LKWs) noch weit mehr als die Hälfte aus. Ein Massentransportmittel für Personen sind die Autos noch lange nicht. 1932 kommen im Deutschen Reich auf ein Kraftfahrzeug noch immer 42 Menschen, auf einen PKW ca. 100 – heute sind es weniger als zwei.
Zu Beginn der 30er Jahre verfügt Deutschland über eine hervorragende Eisenbahninfrastruktur mit einem engmaschigen Netz. Dies ist das Rückgrat der Personenbeförderung. Zum ersten Mal deutet sich aber auch der Konflikt zwischen Schiene und Straße an. Die Eisenbahn konkurriert (noch) nicht mit dem privaten PKW-Verkehr. Aber die Personenbeförderung auf der Straße mit Bussen nimmt deutlich zu. Die Kraftpost und die Deutsche Reichbahn werden Konkurrenten. Im Nationalsozialismus beginnt die Autoförderung durch den Bau von Autobahnen. Dies steht in enger Beziehung zur militärischen Aufrüstung Deutschlands. Die neuen Autobahnen kommen dabei zunächst weniger dem privaten PKW-Verkehr zugute als dem Lastverkehr und der Personenbeförderung durch Busse. Bemerkenswert ist, dass die betriebliche Regie und z. T. auch die Finanzierung des Autobahnbaus bei der Reichbahn liegen.