Was ist guter Nahverkehr?

Wie ist der Nahverkehr in Bielefeld im Vergleich zu anderen Großstädten zu beurteilen? Ein Beurteilungskriterium ist die Anzahl der Fahrten, die jeder Einwohner bzw. jede Einwohnerin pro Jahr mit Bus oder Bahn durchführt. Bielefeld nimmt hier inzwischen einen guten Mittelplatz ein.

Die Frage ist nicht ganz eindeutig zu beantworten, da die Beurteilung, ob es sich in einem Ort oder einer Region um einen guten Nahverkehr handelt, stark von der Größe und der Struktur des jeweiligen Bereichs abhängt. Dieses gilt in erster Linie für Kriterien wie Fahrtenangebot und Platzangebot. Ein 15-Minuten-Takt in einer Stadt wie Detmold würde sicherlich als absolut sehr gutes Angebot zu bezeichnen sein, während derselbe Takt während der Hauptverkehrszeit auf einer Berliner U-Bahnlinie als außerordentlich schlecht zu beurteilen wäre. Es gibt jedoch eine Vielzahl anderer Attribute hinsichtlich Komfort und Service, die immer gültig sind. Was sind nun wichtige Kriterien, nach denen der Nahverkehr beurteilt werden sollte:

  • Räumliche Erschließung
  • Fahrtenhäufigkeit
  • Regelmäßigkeit des Fahrtenangebots (Taktverkehr)
  • Transparente Netzgestaltung
  • Anschlusssicherheit
  • Schnelligkeit
  • Verlässlichkeit
  • Platzangebot (auch hinsichtlich der Sitzplätze)
  • Komfort an Haltestellen
  • Komfort beim Umsteigen
  • Barrierefreiheit
  • Fahrgastinformation vor, während und nach der Fahrt
  • Fahrzeugkomfort
  • Erscheinungsbild von Haltestellen und Fahrzeugen (CI)
  • Transparente und soziale Tarife
  • Marketing
  • Image der Verkehrsunternehmen

Wichtige Anforderungen wie Gestaltung des Liniennetzes und des Fahrtenangebots oder auch beispielsweise die Thematik Barrierefreiheit werden in den Nahverkehrsplänen festgelegt, die von den jeweiligen Aufgabenträgern für den Eisenbahnverkehr und die landkreis- bzw. stadtbezogenen Stadtbahn- und Busverkehre aufgestellt und politisch verbindlich beschlossen werden. Bezüglich anderer Kriterien – hier ist insbesondere die Fahrgastinformation zu nennen – sind die Vorgaben häufig sehr vage, d.h. die Qualität hängt stark von den einzelnen Verkehrsunternehmen, aber auch beispielsweise bei der Gestaltung bestimmter baulicher Einrichtung oder der Priorisierung des ÖPNV im Straßenverkehr von den Aufgabenträgern als Auftraggeber selbst ab.