Es ist viel erreicht, aber es reicht nicht
Alle Anstrengungen seit Beginn der 90er Jahre, den Nahverkehr zu verbessern, waren wesentlich von der Zielvorstellung motiviert, den Personenverkehr umweltverträglicher zu organisieren. Im Fokus steht mehr und mehr das Ziel, die CO2-Emissionen des Verkehrs zu senken. Der Nahverkehr kann dazu wesentlich beitragen, weil pro Person und Kilometer nur ein Bruchteilso viel CO2 ausgestoßen wird wie bei der Nutzung eines PKW. Im Ausbau des Nahverkehrs stecken hohe Einsparpotenziale.
Anmerkung: In der Literatur findet man sehr unterschiedliche Angaben zu den spezifischen CO2-Emissionen der verschiedenen Verkehrsmittel. Das hängt damit zusammen, dass die spezifischen Emissionen von diversen Parametern abhängen, vor allem von der Fahrzeugauslastung. Bei der Relation der spezifischen Emissionen beim Individualverkehr zu den Emissionen beim ÖPNV schwanken die Angaben zwischen 2 und über 10. In der morgendlichen Verkehrsspitze bei vollen Fahrzeugen erzeugt ein Fahrgast des ÖPNV sogar bis zu 25-mal weniger CO2 als ein PKW-Nutzer. Wir haben mit der obigen Tabelle eine „konservative“ Quelle angeführt.
Auch wenn es in vielen Städten – ganz besonders in Bielefeld – hohe Fahrgastzuwächse in den letzten 20 Jahren gegeben hat, so ist ein Blick auf die Gesamtsituation in Deutschland ernüchternd.
Anteil der verschiedenen Verkehrsträger (Personenverkehr) an der Verkehrsleistung in Deutschland
(die Verkehrsleistung wird in Personen-Km gemessen)
1950 hatten ÖPNV und Eisenbahn noch einen Anteil von ca. 65 % am gesamten Personenverkehr (Nah- und Fernverkehr). 2004 ist der Anteil auf ca. 15 % gesunken. In demselben Zeitraum hat sich der Anteil des motorisierten Individualverkehrs mehr als verdoppelt. Beim ÖPNV tritt zwar ab 1990 eine Stabilisierung ein: der Fahrgastrückgang scheint gestoppt. Aber eine Erholung, also ein Wiederanstieg der Fahrgastzahlen zeichnet sich noch nicht ab. Zwar sind in westdeutschen Städten seit 1990 Fahrgastzuwächse von bis zu 100% zu verzeichnen. Aber im ländlichen Raum und vor allem in den neuen Bundesländern gehen die Fahrgastzahlen z. T. drastisch zurück. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gibt es einen hohen „Nachholbedarf“ beim motorisierten Individualverkehr.
Der PKW-Verkehr hat heute einen Anteil von ca. 80 % am gesamten Personenverkehr. Er verändert sich seit einigen Jahren kaum noch, obwohl die Zahl der zugelassenen PKWs noch immer wächst. Klimapolitisch wäre eine deutliche Reduktion dieses Anteils zu wünschen. Dazu müssten der ÖPNV und der Eisenbahnverkehr noch deutlich attraktiver werden.
Unter den Ökonomen und Zukunftsforschern gibt es einen breiten Konsens, dass die Kosten für den motorisierten Individualverkehr schneller steigen werden als das allgemeine Preisniveau. Dann wird der Ausbau des ÖPNV neben seiner umweltpolitischen Bedeutung zunehmend auch sozialpolitisch wichtig, weil viele Menschen mit niedrigem Einkommen sich kein Auto mehr leisten können. Wenn Mobilität also für alle Menschen garantiert werden soll, muss der ÖPNV weiter ausgebaut werden.