15.6.2020

Linie 1: Verwirrung in der Bezirksvertretung

Am 9. Juni wurden in einer Sondersitzung der Bezirksvertretung Sennestadt die sogenannten Ursprungspläne zur Verlängerung der Linie 1 und zum Umbau der L756 vorgestellt. Das hatte die Bezirksvertretung so beantragt. Zu einer klaren Meinungsbildung konnten sich die Bezirksvertreter*innen aber nicht durchringen.

Vor einem halben Jahr war die mit dem Landesbetrieb Straßen NRW ausgehandelte Vorplanung zur Verlängerung der Linie 1 bis zur Kreuzkirche öffentlich vorgestellt worden. Von Verwaltung und moBiel wurde sie als Kompromiss bezeichnet. Mehr sei in den Verhandlungen nicht zu erreichen gewesen.

Es hagelte Kritik. Sie betraf insbesondere ein städtebauliches Ziel des INSEK (integriertes Stadtentwicklungskonzept), nämlich die Schaffung einer besseren Verbindung zwischen Nord- und Südstadt durch einen stadtverträglichen Rückbau der L756. Genau dem steht die Kompromissplanung entgegen, durch eine autoorientierte Straßenplanung.
Nach dem Willen des Landesbetriebs Straßen NRW soll die Straße insbesondere weiterhin mit Tempo 70 befahren werden. Die Landschaftsklammern, die die Nord- und die Südstadt miteinander verbinden sollten, können nicht realisiert werden. Der Ruf nach der Ursprungsplanung, die bis 2018 entwickelt worden war und die dann in der Schublade verschwand, wurde immer lauter. Nun wurde diese Ursprungsplanung vorgestellt.

„Man hätte erwarten können“, kommentiert Dr. Godehard Franzen, Vorsitzender von „Bielefeld pro Nahverkehr“, die Beratungen, „dass die Bezirksvertreter*innen ihr besonderes Augenmerk auf die städtebaulichen Aspekte richten würden. Das war aber nicht erkennbar. Das zentrale Ziel, Nord- und Südstadt miteinander zu verknüpfen und insbesondere auch das neue Baugebiet auf dem Schilling-Gelände gut an die Nordstadt anzubinden, spielte in der Debatte überhaupt keine Rolle. Naheliegend wäre gewesen, per Beschluss eine Vorplanung zu fordern, die diese städtebaulichen Ziele auch einlöst. Das ist aber bedauerlicherweise nicht geschehen. Hat sich die Bezirksvertretung von ihren eigenen städtebaulichen Zielen verabschiedet?“

Wie es mit der Vorplanung nun weitergeht, ist offen, weil sich der fachlich zuständige Stadtentwicklungsausschuss bisher überhaupt noch nicht mit dem Thema befasst hat.

zurück zur Übersicht
1)
WestfalenBlatt, 19.04.2018. Texte und Fotos aus dem WestfalenBlatt sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion. https://www.westfalen-blatt.de
2)
Neue Westfälische, 04.04.2018. Texte und Fotos aus der Neuen Westfälischen sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion. https://www.nw.de