Seit 20 Jahren wird über einen Hochbahnsteig im Brackweder Zentrum diskutiert. Wir finden inzwischen Sätze wie „Wir sind ja für einen barrierefreien Zugang zur Stadtbahn, aber ..." unerträglich. Die UN-Behindertenrechtskonvention und die Gesetze zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen verlangen Barrierefreiheit. Das Personenbeförderungsgesetz schreibt vor, dass Busse und Bahnen bis 2022 barrierefrei zugänglich sein müssen. Welche Konsequenzen hat das? In der Brackweder Hauptstraße bisher keine. Die Erreichbarkeit von sozialen Einrichtungen, Ärzten und Geschäften im Brackweder Zentrum ist aber für viele Menschen nicht gegeben, solange es keinen zentralen Hochbahnsteig gibt. Die berechtigten Interessen behinderter Menschen rangieren ganz hinten. Private, geschäftliche oder ästhetische Belange scheinen wichtiger zu sein. Wir meinen: Eine solidarische Gesellschaft sieht anders aus.
Und es geht nicht nur um die Belange behinderter Menschen. Neben den 35.000 Schwerbehinderten gibt es in Bielefeld 85.000 Senioren. Viele von ihnen sind mit Einkaufstrolleys oder Rollatoren unterwegs. Ohne Hochbahnsteige sind sie von der Nutzung der Stadtbahn ausgeschlossen. Das gilt auch für junge Familien, die mit Kinderwagen unterwegs sind. Und nicht zuletzt ist für jeden Nutzer der Stadtbahn ein Hochbahnsteig im Brackweder Zentrum ein Komfortgewinn. Auch ein fitter 30-Jähriger, der mit Koffer verreisen will, wird es begrüßen, wenn er über einen Hochbahnsteig in die Stadtbahn einsteigen kann. All diese Menschen haben es nicht verdient, wie Menschen und Kunden 2. Klasse behandelt zu werden.
Nach langen und gründlichen Debatten hat der Stadtentwicklungsausschuss am 24. Mai 2016 endlich einstimmig für den Standort „Östlich Germanenstraße" votiert. Der Beirat für Behindertenfragen und der Seniorenrat haben ebenfalls einstimmig für diesen Standort gestimmt. Bei solch schwierigen Standortscheidungen kann man nicht erwarten, dass alle irgendwie Betroffenen am Ende einer Meinung sind. Aber in einem demokratischen Gemeinwesen erwarten wir sehr wohl, dass die Entscheidungen der gewählten Gremien am Ende respektiert werden, insbesondere dann, wenn sie einstimmig gefällt worden sind. Alle Kritiker haben zudem noch einmal die Gelegenheit, ihre Bedenken und Anregungen im Planfeststellungsverfahren vorzubringen. Hier steht der Standort noch einmal auf dem Prüfstand.
Wir fordern alle Akteure auf, die weitere Planung nicht zu verschleppen oder zu sabotieren, sondern jetzt konstruktiv mitzuwirken. Wenn alle mithelfen, kann die Stadtbahn in der Hauptstraße in drei Jahren barrierefrei zugänglich sein. Das muss das gemeinsame Ziel sein.
Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner:
Dr. Wolfgang Aubke (Vorsitzender des Seniorenrates), Wolfgang Baum (Vorsitzender des Beirats für Behindertenfragen), Michael Beimdiek (DRK Bielefeld), Angelika Dopheide (AWO Bielefeld), Ewald Ehmcke, Annika Eußner, Christel Franzen, Dr. Godehard Franzen (Bielefeld pro Nahverkehr), Sara Friedemann (Treffpunkt Alter), Thomas Hahn (SoVD Brackwede), Sebastian Heinisch, Annette Hellweg (Begegnungszentrum Brackwede), Wilhelm Hillbrich, Tim Hofmann (Beirat für Behindertenfragen), Kirsten Hopster (AWO Bielefeld), Martin Kaufmann (Bielefeld pro Nahverkehr), Horst Kellner, Michael Kühn, Uwe Labes, Annette und Hugo Lippmann, Kurt-Werner Müller, Markus Müller (SPD - BZV Sennestadt), Tobias Nehab (Bielefeld pro Nahverkehr), Bernd Onckels (Diakonieverband Brackwede), Peter Rengis, Karola Rengis (Polio Selbsthilfe), Heiko Rohde (Bielefeld pro Nahverkehr), Klaus Schwickert (ehem. Oberbürgermeister), Rainer Seifert (FDP Brackwede), Reinhard Stange (VdK), Tim Wagner, Sandra Wehmeier (VdK Bielefeld), Gisela Wrede
Die Unterschriften-Aktion ist abgeschlossen.
Am 24. Februar 2017 haben wir der Bezirksbürgermeisterin Regina Kopp-Herr die gesammelten 3073 Offline- und Online-Unterstützer-Listen übergeben.
Wir bedanken uns bei Ihnen sehr herzlich für Ihre Unterstützung!